
Die Große Koalition (GroKo) zwischen CDU/CSU und SPD ist die wahrscheinlichste Regierungsoption nach der Wahl. Die Programme der beiden Parteien unterscheiden sich jedoch in zentralen Punkten erheblich. Während die Union auf Marktanreize, steuerliche Entlastungen und weniger Regulierung setzt, fordert die SPD verstärkten Mieterschutz, soziale Wohnraumförderung und eine höhere Besteuerung großer Immobilienvermögen.
Union und SPD müssen nun einen tragfähigen Kompromiss finden, um eine stabile Regierung zu ermöglichen. Die Frage ist: Wie lassen sich diese politischen Unterschiede überbrücken?
Pläne der CDU/CSU: Marktfreundliche Reformen und steuerliche Anreize
Die Union verfolgt eine wohnungspolitische Strategie, die Investitionen erleichtern und den Erwerb von Wohneigentum fördern soll. Ihr Programm basiert auf mehreren Kernpunkten.
Wohnungsbau und Bürokratieabbau
Die Union plant die Einführung des Gebäudetyps “E” (“Einfach”), der standardisierte Bauweisen ermöglicht, um Kosten zu senken und mehr günstigen Wohnraum zu schaffen.
Zusätzlich sollen Baugenehmigungen digitalisiert und Verfahren beschleunigt werden, um lange Wartezeiten zu reduzieren. Dies ist dringend notwendig, denn:
• Im ersten Quartal 2024 sank die Zahl der Baugenehmigungen um 22,2 % im Vergleich zum Vorjahr.
• Gleichzeitig stiegen die Baupreise 2024 um 3,1 %, was das Bauen weiter verteuert.
Steuerliche Anreize
CDU und CSU setzen auf steuerliche Entlastungen, um den Immobilienerwerb zu erleichtern. Dazu gehören:
• Sonderabschreibungen für Investoren, die bezahlbaren Wohnraum schaffen.
• Erhöhung der Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer, insbesondere für Familien.
• Bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Modernisierungen.
Erbschaft- und Schenkungsteuer
Ein zentrales Vorhaben der Union ist die Steuerfreiheit für vererbte Eigenheime, unabhängig davon, ob sie selbst genutzt oder vermietet werden. Zudem sollen die Freibeträge für Erben angehoben werden:
• Ehegatten und Lebenspartner: 825.000 Euro
• Kinder: 660.000 Euro (statt aktuell 400.000 Euro)
• Enkelkinder: 330.000 Euro
Mietrecht
CDU und CSU lehnen eine weitere Verschärfung des Mieterschutzes ab, um Investoren nicht abzuschrecken. Stattdessen wollen sie steuerliche Anreize für energetische Sanierungen schaffen, um den Wohnungsbestand klimafreundlicher zu gestalten.
Pläne der SPD: Mieterschutz und sozialer Wohnungsbau
Im Gegensatz zur Union setzt die SPD auf eine stärkere Regulierung des Mietmarktes und eine umfassende Förderung des sozialen Wohnungsbaus.
Sozialer Wohnungsbau
Die SPD will massiv in staatlich geförderte Wohnungen investieren, um der Wohnungsknappheit entgegenzuwirken. Zudem sollen Familien mit mittleren und niedrigen Einkommen vergünstigte Kredite und staatliche Zuschüsse erhalten, um Wohneigentum erschwinglicher zu machen.
Derzeit liegt die Eigentumsquote in Deutschland bei nur 40 %, deutlich niedriger als in vielen anderen europäischen Ländern. Die SPD will diese Quote durch gezielte Maßnahmen erhöhen.
Mietrecht und Mieterschutz
Ein zentrales Anliegen der SPD ist die unbefristete Verlängerung und Verschärfung der Mietpreisbremse. Gleichzeitig sollen Mieterhöhungen nach Modernisierungen strenger reguliert werden, um Mieter vor finanziellen Belastungen zu schützen.
Die Mieten in Deutschland stiegen 2024 im Durchschnitt um 7,5 %. Vor allem in Großstädten explodieren die Preise, sodass sich viele Menschen das Wohnen kaum noch leisten können. Die SPD sieht hier dringenden Handlungsbedarf.
Erbschaft- und Schenkungsteuer
Die SPD lehnt eine Senkung der Erbschaftsteuer ab und will stattdessen Steuerschlupflöcher für große Immobilienvermögen schließen.
Jährlich werden in Deutschland etwa 400 Milliarden Euro vererbt, wovon 54 % aus Immobilien bestehen. Die SPD sieht hierin eine Chance für eine gerechtere Steuerverteilung.
Bleibt abzuwarten, welche Kompromisse die Große Koalition mit ihren sehr unterschiedlichen Positionen schließen wird. CDU/CSU setzen auf weniger Regulierung und Marktanreize, während die SPD einen noch stärkeren Mieterschutz und soziale Wohnraumförderung fordert.